Unter dem Dach des Pflegekompetenzzentrums arbeitet die Pflegeakademiekonzeptionell eng mit der BBS Europaschule zusammen, diePflegeassistenten und Pflegekräfte ausbildet. Beide – die Pflegeakademieund die BBS – arbeiten in einem Ausbildungsverbund mit den praktischenAusbildungseinrichtungen zusammen: mittlerweile 45 Pflegeheime,Pflegedienste und Kliniken.
Einmal im Jahr treffen sich alle im Pflegekompetenzzentrum, um sichauszutauschen, und von den gegenseitigen Erfahrungen zu profitieren. Aberauch, um sich aktuellen Themen in der Pflege zu widmen. Die Träger der praktischen Ausbildung können die Räume im Pflegekompetenzzentrumnutzen, und die Praxisanleiter – speziell geschulte Kräfte für die Ausbildung –dort die vorgeschriebenen jährlichen Fortbildungen absolvieren.
Weil die vielfältigen Aufgaben weit über die einer Pflegeschule hinaus gehen,ist sie in die Pflegeakademie umbenannt worden. „Wir müssen eine Markeschaffen“, betont Florian Breitenstein, Pflegedienstleiter in den Kliniken desLandkreises Diepholz. Bewusst sei das neue Logo in den Farben desKlinikverbunds gehalten, fügt Rieke Schlamann als Öffentlichkeitsbeauftragtehinzu. Beide sind sich mit Aenne Christensen einig: „Wir wollen deutlichmachen, was für ein großartiger Beruf das ist.“
Mindestvoraussetzung für den Berufsweg Altenpflege ist derHauptschulabschluss nach der zehnten Klasse, das Mindestalter 16 Jahre.Wer in der Kranken- oder Kinderkrankenpflege wirken möchte, braucht alsEintrittskarte den Realschulabschluss. „Ich glaube, die Schüler derallgemeinbildenden Schulen sind bei Weitem nicht darauf vorbereitet, wassie hier erwartet“, so Aenne Christensen zu den Herausforderungen dergeneralistischen Pflegeausbildung. Deshalb stehen die Lehrkräfte denAuszubildenden unterstützend zur Seite – insbesondere, wenn es um dieSprache geht.
Die Ausbildung umfasst drei Jahre. In den ersten beiden lernen dieNachwuchskräfte alle Bereiche der Pflege im Rotationsverfahren und nacheinem genau festgelegten Plan kennen. Dann entscheiden sie, ob sie imdritten Jahr den Abschluss als Altenpflegekraft, Gesundheits- oderKinderkrankenpflegekraft anstreben. Der erste nach diesem Prinzipausgebildete Kurs stand in diesem Sommer vor dem Abschluss. 20 von 22Auszubildenden seien zum Examen zugelassen worden, so AenneChristensen. Aber nur neun bestanden es.
Dass elf es nicht schafften, sei einerseits Folge der Corona-Jahre gewesen,aber auch der deutlich gestiegenen Anforderungen. Doch genau die seiengerechtfertigt, betont Florian Breitenstein: „Wir wollen nur die Besten habenund nicht auf Teufel komm raus jeden durchziehen.“
Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit seien elementar, fügtAenne Christensen hinzu. Die elf nicht erfolgreichen Teilnehmer haben nun –je nach Defizit – ein halbes oder ein ganzes Jahr Zeit, ihre Wissenslücken zuschließen. Dann können sie sich erneut der Examensprüfung stellen. Indiesem zweiten Anlauf würden es die meisten schaffen, so die Erfahrung vonAenne Christensen. Insgesamt liege die Erfolgsquote am Ende bei 97Prozent.
Wer es aber nicht schafft, steht dann ohne Abschluss da: Als Pflegehilfskraftzu arbeiten, ist nicht mehr erlaubt – es ist nur möglich, die zweijährigeAusbildung zur Pflegeassistenz zu beginnen. Fünf Jahre dauert es dann alsobis zum Berufseintritt. Umgekehrt könnten Pflegeassistenten, die sich zurPflegekraft weiterbilden wollen, eine Verkürzung erreichen und nach vierJahren ihr Examen machen.
Das sei eine Ungleichbehandlung, kritisieren Fachleute aus der Praxis dieseRegelung.
Dieser Artikel ist am 25. Oktober 2023 in der Kreiszeitung erschienen.