Zentralklinik: Qualitätslevel steigt

 

Landkreis Diepholz
– Wieder ein entscheidender Schritt zum Bau der Zentralklinik: Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi will am 12.Februar den Förderbescheid für das neue Klinikum überreichen. Es geht um viel Geld, denn der Landkreis und sein Klinikverbund rechnen mit 150 Millionen Euro vom Land und weiteren 100 Millionen vom Bund. Im Juli 2024 sollen die Bauarbeiten beginnen – und das Zentralklinikum soll Anfang 2028 in Betrieb gehen.
Wenn der Gesetzesentwurf zum Krankenhaustransparenzgesetz wie geplant umgesetzt wird, können Patienten unter anderem zukünftig in einem interaktiven Krankenhaus-Atlas anhand von Zahlen und Fakten selbst erkennen: Mit dem Zentralklinikum steigen Versorgungsspektrum und Qualität der stationären Behandlung im Landkreis Diepholz. „Wir kommen mit dem Zentralklinikum auf das Versorgungslevel zwei“, stellt Uwe Lorenz als Geschäftsführer des Klinikverbunds fest.
Zum Vergleich: Die bisherigen Krankenhäuser Sulingen, Diepholz und Bassum kommen nach den Kriterien des Krankenhaustransparenzgesetzes nur auf Level eins, weil die kleinen Häuser derzeit strukturbedingt nur begrenzte medizinische Leistungsfelder anbieten dürfen. Will heißen: Die Bündelung ihrer medizinischen Abteilungen an einem zentralen Ort und die Erweiterung des Spektrums – wie um die Geburtshilfeabteilung und Frauenheilkunde – bewirkt die Steigerung von Level eins auf Level zwei.
Uwe Lorenz ist überzeugt: „Wir werden im Zentralklinikum sicherlich 85 bis 90 Prozent aller Patienten mit ihren unterschiedlichen Krankheitsbildern versorgen können.“ Will heißen: Einer von zehn Patienten müsste aufgrund einer spezifischen Erkrankung in einem Krankenhaus mit noch größerer Spezialisierung versorgt werden. Nach den – mit der Krankenhausreform geplanten – acht Versorgungsregionen in Niedersachsen wäre für die Zentralklinik übrigens das Klinikum Oldenburg als Maximalversorger zuständig, erläutert der Geschäftsführer.
Wobei in der Praxis nach wie vor gilt: Menschen in Not wird über Landes-und Kreisgrenzen hinweg geholfen, wenn in einer Klinik ein dringend benötigter Behandlungsplatz zur Verfügung steht.
Zurück zum Krankenhaus-Transparenzgesetz: Informationen über die Fallzahlen von Leistungen sollen darüber veröffentlicht werden – differenziert nach Leistungsgruppen. Genau sie sind der Schlüssel für das Versorgungslevel zwei in Borwede. Einheitlich und bundesweit gibt es demnach zukünftig 65 verschiedene Leistungsgruppen. Deutlich mehr als die geforderten neun davon würde die Zentralklinik in Borwede abbilden, ist von Uwe Lorenz zu erfahren: „Mindestens zwei internistische, mindestens zwei chirurgische, eine intensivmedizinische, eine notfallmedizinische und drei weitere“ sind die Grundvoraussetzungen für Level zwei. Dadurch verbessert sich ebenso die Notfallversorgung, denn sie steigt mit dem Zentralklinikum ebenfalls von Notfallstufe eins auf Notfallstufe zwei – was für die Region ein umfangreicheres Behandlungsspektrum in der Notfallmedizin ermögliche.
Zu den Kriterien des Transparenzatlasses gehören ebenso Angaben über das vorgehaltene ärztliche und pflegerische Personal sowie Komplikationsraten für ausgewählte Eingriffe – bundesweit vergleichbar.
Unabhängig davon arbeiten Bund und Länder noch immer an der großen Reform des Krankenhauswesens – mit dem Ziel einer qualitativ hochwertigen, flächendeckenden und bedarfsgenauen Versorgung in wirtschaftlich gesunden Krankenhäusern. Mehr als 100 Krankenhäusern in Deutschland drohe ohne das Gesetz die Insolvenz, hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach festgestellt.
Genau das wendet der Landkreis Diepholz für seine jetzigen Häuser in Bassum, Diepholz und Sulingen durch die Übernahme von Defiziten ab, wie Landrat Cord Bockhop noch am Freitag voriger Woche in der Pressekonferenz in Bassum betonte, bei der erstmals das neue Musterpatientenzimmer vorgestellt worden war (wir berichteten). Uwe Lorenz stellte in diesem Rahmen die zukünftige Krankenhausstruktur in der gesamten Region vor – sprich die Entfernungen von der Zentralklinik in Borwede bis zu anderen Krankenhäusern. Zu Kliniken im Großraum Bremen sind es demnach 55 Kilometer.
Die Entfernung zum Bremer Klinikum Bremen Mitte sei zwar kürzer, so Landrat Cord Bockhop bei besagter Pressekonferenz in Bassum. „Aber man sollte sie lieber in Minuten berechnen.“ Denn es sei sehr wahrscheinlich, dass man auf dem Weg dorthin „von Ampel zu Ampel hoppeln“ müsse. Vom Zentralklinikum Borwede bis zum Krankenhaus Achim sind es 53 und nach Verden 56 Kilometer, nach Nienburg 52 und nach Minden 66 Kilometer, nach Damme 47 und nach Delmenhorst 40 Kilometer. Kürzer sind die Wege nach Wildeshausen (25 Kilometer) und Vechta/Lohne (29 Kilometer).
Deshalb soll mit den Trägern dieser beiden Häuser über Kooperationsmöglichkeiten gesprochen werden. Grundsätzlich will der Klinikverbund mit Verantwortlichen aller genannten Häuser Gespräche führen.

Dieser Artikel ist am 03.02.2024 in der Kreiszeitung erschienen.