Lachende Frau auf Treppe mit Zeitung in der Hand

Einzigartig im Landkreis Diepholz - Neue Diagnosemethode im MVZ: Kapselendoskopie für Patientenmöglich

Der Blick über die Schulter einer Patientin: Die neue Diagnosemethode der Kapselendoskopie im MVZ Diepholz erklärt Dr. Andrada-Gabriela Dinculescu, Fachärztin der Inneren Medizin. In der Hand hält sie die kleine Kapsel (natürlich noch verpackt), die mit einem Glas Wasser geschluckt werden muss und anschließend ungefähr sechs bis acht Stunden den Magen-Darm-Trakt einer Patienten durchläuft. Den Film schaut sich die Ärztin dann auf dem Computer an.

Diepholz – Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Diepholz ist um eine Diagnosemöglichkeit reicher: Seit kurzem besteht dort, in der Abteilung Gastroenterologie, die Möglichkeit, eine Kapselendoskopie durchführen zu lassen. Dabei werden mithilfe einer kleinen, mit einem Sender sowie Kameras und Lichtquellen ausgestatteten Kapsel, die vom Patienten verschluckt wird, Bildaufnahmen vom Inneren des Dünndarms gemacht (siehe Infobox). Laut Leiterin Nadine Brandt ist das MVZ die einzige Einrichtung im Landkreis Diepholz, die diese Diagnosemethode anbietet.
„Das ist ein sehr schöner Zugewinn für uns“, freut sich Brandt im Gespräch mit der Mediengruppe Kreiszeitung. Durch dieses spezielle neue Diagnose-verfahren im MVZ müssten künftig keine Patienten mehr weitergeschickt werden. „Es ist gerade für die Patienten schön, eine solche Möglichkeit hiervor Ort zu haben“, meint die MVZ-Leiterin. Die nächstgelegene Möglichkeit einer solchen Untersuchung gäbe es erst wieder in Vechta.
Der Grund für diese neue Untersuchungsmethode im MVZ ist Dr. Andrada-Gabriela Dinculescu, Fachärztin der Inneren Medizin. Sie arbeitet seit Anfang dieses Jahres in Diepholz – und mit ihr bietet sich jetzt die Möglichkeit, dieKapselendoskopie durchzuführen. Warum? Nicht jeder Arzt kann eine solcheUntersuchung beantragen lassen, es müssen bestimmte fachliche Voraussetzungen erfüllt werden. Dinculescu habe eine entsprechende Weiterbildung absolviert und diese Diagnosemethode schon bei ihren früheren Stationen angewendet, erklärt sie. Mit ihr können solche Kapselendoskopien jetzt auch in Diepholz beantragt werden. „Ich freue mich über die Möglichkeit, mit meiner über Jahre gesammelten Erfahrung den Patienten hier helfen zu können“, sagt Dr. Andrada-Gabriela Dinculescu.
Eine Kapselendoskopie könne prinzipiell bei jedem Verdacht auf eine Darmerkrankung angewendet werden. „Die wichtigste Indikation ist jedoch die Abklärung einer weder aus dem Magen noch aus dem Dickdarm stammenden Blutung, der sogenannten mittleren gastrointestinalen Blutung“, erklärt Dinculescu. In bestimmten Fragestellungen werde diese Methode in den letzten Jahren auch vermehrt bei Patienten mit Verdacht auf oder bei bekannten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, wie beispielsweise Morbus Crohn, eingesetzt. Und wie oft kommt diese neue Diagnosemethode bisher in Diepholz zum Einsatz? „So ein- bis zweimal die Woche“, sagt die Fachärztin für Innere Medizin.
Mögliche Ängste oder Sorgen der Patienten möchte Dinculescu gleich einmal aus dem Weg räumen: „Die Kapsel ist leicht zu schlucken“, sagt sie, „besser als eine Ibuprofen“. Und auch um die Ausscheidung müssten sich Betroffene keine Gedanken machen: „Genauso leicht, wie die Kapsel reinkommt, kommt sie auch wieder heraus.“ Die gemachten Bilder werden von einem Gerät aus-gelesen und zu einem Film zusammengefasst. „Wir arbeiten mit dem hoch-wertigen System Capso View“, erzählt Dr. Andrada-Gabriela Dinculescu. Dies sei das einzige Kapselendoskopiesystem, das „eine lückenlose 360-Grad-Panorama-Ansicht“ des Dünndarms erstellt.
Mit der Auswertung des Bildmaterials beginnt die eigentliche Arbeit für die Fachärztin. Ein Film könne laut Dinculescu bis zu acht Stunden lang dauern.Kein Wunder, ein menschlicher Dünndarm ist schließlich vier bis sechs Meter lang. Bei älteren Patienten würde der Film in der Regel länger dauern. „Jüngere Menschen bewegen sich mehr, dann geht es schneller“, erklärt die Fachärztin den Grund hierfür.
Das MVZ sei zwar nicht speziell auf der Suche nach einer Fachärztin gewesen, die eine Kapselendoskopie beantragen und auswerten kann, erklärt MVZ-Leiterin Nadine Brandt, die neue Diagnosemethode sei aber „ein schöner Zusatz“. Einer, der aber durchaus kostenintensiv ist. Für eine solche Untersuchung müsse das MVZ die Kosten selber tragen. „Eine Kapsel kostet 714 Euro“, sagt Nadine Brandt. Eine Investition, die sich aber lohne, angesichts der nun neuen Diagnosemöglichkeit im MVZ.

 

Artikel erschienen in der Kreiszeitung am Donnerstag, 15. August 2024, von Jan Könemann