Lachende Frau auf Treppe mit Zeitung in der Hand

Gefragt: Zukunftstag im Schockraum

Zehn- bis 15-Jährige hospitieren in Zentraler Notaufnahme der Klinik Sulingen

Sulingen – Einen Tag dem Pflegepersonal im Krankenhaus über die Schulter blicken und selbst Hand anlegen dürfen – das war das Motto beim Zukunftstag am Donnerstag in der Klinik Sulingen.
Den Tag verbrachten 14 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 15 Jahren in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) der Klinik; drei weitere begleiteten den Tag über ihre Eltern bei der Arbeit im Krankenhaus. Der Besuch begann mit dem Einkleiden nach der Begrüßung: Alle erhielten den sogenannten blauen Kasack, die Oberbekleidung der Pflegekräfte.
Im Schockraum der ZNA absolvierten die Teilnehmer verschiedene Übungen an einer Reanimationspuppe und lernten den Ablauf einer Operation kennen. Vor dem gemeinsamen Mittagessen zum Abschluss, durften sie sich gegenseitig unter Anleitung Gipsschienen anlegen.
„Mir gefällt alles gut“, lautet das Fazit von Hassan Ibrahim. „Weil ich später Arzt werden will“, begründet der Elfjährige aus Sulingen seine Teilnahme. Arzt ist auch ein möglicher Berufswunsch von Ben Hinz (11), zumal seine Mutter im Krankenhaus arbeite. „Es hat mich überrascht, was wir hier gemacht haben – dass wir an der Puppe den Herzschlag abhören und den Blutdruck messen durften.“ Ob es wirklich beim Arztberuf als Ziel bleibt, kann der Sulinger noch nicht sagen; mögliche Alternativen wären für ihn die Polizei und das Handwerk. „Meine Mutter arbeitet hier, und ich wollte mal gucken, wie es hier so funktioniert“, sagt Evelina Baron (11) aus Sulingen. Dass die Teilnehmer so viel selbst machen durften, gefällt ihr, aber „ich glaube, ich mache später lieber was anderes, ich weiß aber noch nicht, was.“Jasmina Ibrahimoviç und Eileen Kaletta (beide 15) aus Nienburg streben eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) beziehungsweise zur Anästhesietechnischen Assistentin (ATA) an. Am Zukunftstag nahmen beide teil, weil die Klinik in Nienburg Praktika erst ab 16 Jahren ermöglicht.
Begleitet wurden die Kinder und Jugendlichen den Tag über durch die beiden Praxisanleiterinnen der Klinik, Maren Nitt und Andrea Rückemann. Sie sind ansonsten für das Betreuen der Auszubildenden sowie der Praktikanten und Absolventen eines Freiwilligen Sozialen Jahres zuständig.„Wir haben hier ganz aktive Kinder“, lobte Maren Nitt.
Der Andrang für den Zukunftstag war größer als erwartet, berichtet Pressesprecherin Rieke Schlamann. Nachdem der Klinikverbund im vergangenen Jahr ein zentrales Angebot in der Pflegeschule in Syke vorbereitet hatte, gab es diesmal ein identisches Programm an den drei Klinikstandorten Bassum, Diepholz und Sulingen. „Wir hatten anfangs an zehn Kinder pro Standort gedacht.“ Letztlich habe man 40 Teilnehmern zugesagt und trotzdem nicht alle Anfragen erfüllen können.
Der Zukunftstag hat für den Klinikverbund eine hohe Bedeutung, sagt Pflegedienstleiter Florian Breitenstein, denn „es ist super wichtig, dass die Jugendlichen einen Einblick bekommen.“ Gerade viele Kinder hätten Angst vor Krankenhäusern, daher sei es gut, wenn man so aufklären könne. Zudem sei die Pflege, wie überall, ein „Mangelberuf“, weswegen es für den Klinikverbund interessant sei, sich als Arbeitgeber zu präsentieren, ob für eine Ausbildung, für ein FSJ oder für ein Praktikum. Pro Jahr habe der Verbund 50 Ausbildungsplätze, verteilt über alle Standorte, aber „15 bis 20 Prozent bleiben immer offen.“ Lücken gebe es auch bei den Bewerbern:„Viele haben nur wenige Vorstellungen über den Beruf, und in der Ausbildung müssen wir Inhalte vermitteln, die in den weiterführenden Schulen schon hätten vermittelt werden sollen, dann fehlt die Zeit für andere Dinge“, erläutert der Pflegedienstleiter. „Aber es ist nicht hoffnungslos.“

Dieser Artikel ist am 26.04.2024 in der Kreiszeitung erschienen.