Lachende Frau auf Treppe mit Zeitung in der Hand

MVZ bleibt trotz Zentralklinik

Ambulante Einrichtung besteht seit 2014/ Patientenzahl mehr als verdoppelt

 

Diepholz – In zehn Jahren hat sich die Patientenzahl mehr als verdoppelt: Die Ärzte des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Diepholz behandeln vierteljährlich rund 7 000 Menschen. Bei der Eröffnung im Jahr 2014 waren es noch 3 000 Patienten pro Quartal. Ebenso ist die Mitarbeiterzahl gestiegen: Aus anfänglich fünf Ärzten und 17 Medizinischen Fachangestellten (MFA) sind mittlerweile 15 Ärzte und 35 MFA –darunter sieben Auszubildende – geworden. Das MVZ Diepholz schreibt also eine Erfolgsgeschichte. Und das Wichtigste: Die Einrichtung bleibt trotz des Baus der Zentralklinik in Borwede (wir berichteten) an all ih-ren vier Standorten im Kreis Diepholz erhalten.
Das Diepholzer MVZ übernimmt – anders als das Krankenhaus – keine stationären Patientenbehandlungen. Diese Einrichtung ist für die ambulante Versorgung zuständig (siehe Infobox). Dadurch, dass sowohl MVZ als auch Klinik im selben Gebäude untergebracht sind, ergeben sich laut Ralph Ehring, Geschäftsführer der Kliniken im Landkreis Diepholz, Synergien. Er sagt: „Unsere MVZ-Struktur ist eine sinnvolle Spiegelung unserer Krankenhausstruktur.“
Da die jeweiligen Fachrichtungen identisch seien, „haben wir hier niedrigschwellige Möglichkeiten, ambulante und stationäre Leistungen zu verknüpfen“. Für die Patienten biete das einige Vorteile: „Sie bekommen schnell und sinnvoll Termine. Und wir vermeiden ein Hin- und Herschieben.“ Außerdem kennen sich die behandelnden Ärzte in der Regel untereinander, was sowohl den Patienten als auch den Medizinern zugutekomme.
„Für uns ist das ein erheblicher Motivationsschub“, sagt Dr. Andreas Brucksch, Kardiologe im Diepholzer MVZ. Er erklärt: „Hier sehe ich meine Patienten vorher, ich sehe sie im stationären Verlauf und auch noch danach.
Das ist ein Vorteil im ländlichen Raum und wird von unseren Patienten sehr geschätzt.“ Denn bei anderen Modellen „ist alles außerhalb der Praxis fürden Arzt eine Blackbox“.
Dennoch ist dem Kardiologen wichtig, zu betonen, dass das MVZ „kein Zulieferer für nur eine Klinik ist“. Wenn die Ärzte des Medizinischen Versorgungszentrums die Notwendigkeit sehen, einen Patienten in ein anderes als das Diepholzer Krankenhaus zu überweisen, dann werden sie es auch definitiv machen, sagt Brucksch: „Der Versorgungsauftrag steht bei uns im Vordergrund.“
In den vergangenen Jahren sei der Bedarf an ambulanten Behandlungen gestiegen. Das liege an der allgemeinen medizinischen Entwicklung, erklärt Ralph Ehring: „Heute ist es möglich, Dinge ambulant zu behandeln, wegen denen man früher für mehrere Tage im Krankenhaus sein musste.“ Er versichert: „Diesem Bedarf wollen wir gerecht werden.“
Das spiegelt sich in der Entwicklung des MVZ wider: Neben den gestiegenen Patienten- und Mitarbeiterzahlen erhöht sich auch die Zahl der Standorte: Nach Diepholz im Jahr 2014 kam 2018 der Standort Twistringen dazu. 2022 folgte mit Sulingen die dritte Zweigstelle, und in diesem Jahr kam Bassum als Nummer vier dazu, berichtet Nadine Brandt, Leiterin des MVZ. Auch das kreisweite Angebot nimmt zu: Seit 2021 ist die Einrichtung um eine Gefäßchirurgie reicher. „Und erst kürzlich haben wir eine ambulante Psychotherapie dazubekommen“, so Brandt.
Trotzdem haben viele Patienten eine Sorge: Sie fürchten, dass mit der Zentralklinik nahezu die komplette medizinische Versorgung im Landkreis Diepholz zentralisiert wird. Genau diese Angst will Ralph Ehring den Menschen nehmen: „Nur der stationäre Betrieb zieht nach Borwede.“ Er erklärt: „Die ambulanten Angebote erhalten wir an unseren Standorten.“ Heißt: Die MVZ in Diepholz, Sulingen, Twistringen und Bassum werden auch nach Fertigstellung des neuen Krankenhauses betrieben, betont er.
Das sei wichtig, weil „wir in unserem Flächenlandkreis eine grundlegende Versorgung der Bevölkerung brauchen“. Das gelinge im ambulanten Sektor vor allem durch eine gute Struktur. Ehring erläutert: „Als Bürger braucht man ein Netz.“ Er verweist auf das durch die MVZ bereits vorhandene Netz, auf das die Kliniken im Landkreis Diepholz weiter bauen wollen.
Das bedeute jedoch nicht, dass die Einrichtungen in den aktuellen Gebäuden verbleiben. Ehring erklärt: „Ein genauer Standort für die MVZ steht noch nicht fest.“ Er verspricht allerdings: „Sie bleiben an zentralen Orten.“ Dafür sei die Geschäftsführung aktuell „in sehr guten und angenehmen Gesprächen“ mit den beteiligten Kommunen.

Dieser Artikel ist am 23. März in der Kreiszeitung erschienen.