Der Kreis hatte damals 40000 Einwohner und reichte von Brinkum, Leeste und Kirchweyhe über Syke bis nach Harpstedt, Twistringen und Heiligenloh. Bassum lag mittendrin. Vorausgegangen war eine spannende Gründungsphase. Bereits 1896 wurde nach dem Zusammenschluss von Freudenberg, Loge und Bassum zur Fleckensgemeinde über ein Krankenhaus nachgedacht. Doch die Finanzierung machte Probleme. Den entscheidenden Schritt voranbrachte eine großzügige Schenkung der Bremer Witwe Marie Hackfeld, schreibt Focke. Sie wollte der Bassumerin Pflegerin Agnes Schlu einen besonderen Wunsch erfüllen.
Schlu hatte fast 20 Jahre lang den nervenkranken Bruder der Bremerin, den Überseekaufmann Georg Pflüger, bis zu dessen Tod Anfang März 1900 als „Hausgenossen“ in Loge betreut.
Die Bassumerin bat um eine Spende zugunsten des damaligen Fleckens Bassum, in dem man sich so sehr ein Krankenhaus wünschte. 30000 Goldmark wollte Marie Hackfeld den Bassumern dafür zur Verfügung stellen. Doch an ihre Spende knüpfte sie zwei Bedingungen: Sie wollte das Geld nur auszahlen, wenn erstens das Krankenhaus bis zum 1. Mai 1903 in Betrieb genommen würde und es zweitens groß genug wäre für einen Einzugsbereich von10 000 Menschen. So ließ es Marie Hackfeld am 27. März 1900 in einer Urkunde in einer Bremer Anwaltskanzlei festschreiben.
Von da an drängte die Zeit für die Bassumer, denn noch konnten sie nicht mit dem Bau beginnen. Zwar lockte das viele Geld aus Bremen, doch die Spendensumme reichte nicht, um das Projekt komplett zu finanzieren. Würde der Bau an Bassums leeren Kassen scheitern?
Gemeindevorstand und Bürgervorsteherkollegium mussten dringend weitere Geldgeber finden, bevor die Frist ablief und die Spende verfiel. Sie gründeten deshalb noch 1900 einen „Krankenhausverband“ und setzten ein Jahr später eine Kommission mit Superintendent Hermann Mehliß, dem neuen Kreisarzt Medizinalrat Friedrich-August Barth und Bürgervorsteher Menke unter dem Vorsitz von Stiftsrentmeister und Bürgermeister Lienhop ein. Im Bassumer Haushalt wurden für das Krankenhaus 3000 Goldmark eingeplant.Bassum war damals zwar der einwohnerstärkste Ort im Landkreis, doch in Syke zögerte man lange, weil das Krankenhaus eben nicht in die Kreisstadtkommen sollte. Schließlich bewilligte der Kreis aber doch die beachtliche Summe von 15 000 Goldmark. Mehliß holte weitere 5000 Mark aus der Armenkasse der evangelischen Landeskirche nach Bassum und die Zusage, weitere 1800 Mark jährlich zu den Betriebskosten des künftigen Krankenhauses beizusteuern. Einige private Spenden kamen hinzu. Und auch der Verein Liederkranz sang und sammelte für den guten Zweck.
Nach vielen bangen Monaten, in denen unklar war, ob das Geld für den Baureichen würde und das Projekt mehrfach zu scheitern drohte, war Ende 1902 das nötige Geld beisammen, um Marie Hackfelds zwei Bedingungen zuerfüllen.
Am Ecker Meierkamp / Sulinger Straße erwarb die Fleckengemeinde vom Stift Bassum für 2945 Goldmark am 10. Oktober ein ausreichend großes Grundstück, auf dem nach den Entwürfen des Architekten Hölsche aus Hannover ein markanter Bau aus roten Backsteinen entstand. Von außen auffälligstes Kennzeichen waren die zahlreichen Schornsteine für die vielen Einzelöfen in sämtlichen Räumen. Schon bei Richtfest im Frühjahr 1903 war absehbar, dass der Mai-Termin für die Einweihung nicht zu halten sein würde. Die 30 000 Goldmark schienen erneut gefährdet. Doch die Spenderin Marie Hackfeld verlängerte auf Bitten des Bassumer Bürgermeisters die Frist offiziell um ein halbes Jahr auf den 1. Oktober 1903.
Und tatsächlich wurde das Bassumer Krankenhaus mit seinen damals 20Betten, dem Operationssaal, den Untersuchungszimmern, der Küche undden Nebenräumen fertig.
Die ärztliche Leitung übernahm Dr. Barth. Anfangs stand ihm nur eine einzige Krankenschwester zur Seite. Ein Hausdiener wurde noch gesucht.
Für die Verwaltung war Bassums ehemaliger Kämmerer Isern zuständig. Für das erste Betriebsjahr 1904 ermittelte er die durchschnittliche Tagesbelegung: Sie lag bei 7,3 Patienten.
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg benannte die Stadt Bassum jeweils eine Straße in einem neuen Wohngebiet nach Georg Pflüger und Agnes Schlu. Marie Hackfeld musste noch Jahrzehnte länger auf eine solche Ehrung warten. Für sie wurde erst nach dem Bau der Umgehungsstraße die alte B 61 zwischen Meierkamp und Bahnlinie umbenannt.
Seitdem lautet die Adresse des Bassumer Krankenhauses Marie-Hackfeld-Straße 6.
Nicht ausgeschlossen, dass das auch in fünf Jahren zum 125. Geburtstag noch so ist. Langfristig ist die Zukunft des Bassumer Krankenhauses allerdings ungewiss. Denn derzeit baut der Landkreis in Borwede ein Zentralklinikum. Das heißt: Das Leistungsspektrum der drei somatischen Krankenhausstandorte in Bassum, Diepholz und Sulingen soll sich komplett auf dem neuen Campus wiederfinden.
Der Artikel ist am 30.09.2023 in der Kreiszeitung erschienen.