Weltweit erst dritte OP ihrer Art - Klinik Sulingen- Dr. Jens Peters behebt Knorpeldefekt im Sprunggelenk mit Mini-Endoprothese

Sulingen

Sulingen – Ulrike Bartels-Kinne war infolge eines Wanderunfalls jahrelang gehandicapt: Die Fraktur des Sprunggelenks heilte, die Schmerzen blieben. Am Ende wurden sie trotz der Einnahme von Medikamenten unerträglich. „Kein Arzt hatte eine Erklärung dafür“, sagt die 63-jährige Varrelerin. Erst Dr. Jens Peters, Chefarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie mit Sektion Wirbelsäulenchirurgie in der Sulinger Klinik, kam der Ursache auf die Spur.

Eine umfangreiche MRT-Untersuchung brachte Gewissheit: Ulrike Bartels-Kinne litt an einem partiellen Knorpeldefekt. Dr. Peters, der seit September 2015 in Sulingen tätig ist, hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren mit einer innovativen Behandlungsmethode von sich reden gemacht. Er ist deutschlandweit einer von wenigen Ärzten, die bei Knorpelveränderungen im Knie den Teilgelenkflächenersatz „Episealer“ des schwedischen Herstellers „Episurf“ einsetzen: Eine Mini-Endoprothese stellt die Knorpeloberfläche wieder her. 50 Eingriffe dieser Art hat er inzwischen durchgeführt.
„Dass die Methode auch für den Eingriff im Sprunggelenk eine Option ist, lag auf der Hand, aber die FDA-Zulassung ist erst im Sommer 2020 erfolgt“, erklärt Dr. Peters. Nach umfänglichen Voruntersuchungen und sorgfältiger Abwägung sei er zu dem Schluss gekommen, dass sie für Ulrike Bartels-Kinne die richtige ist. Sie ist die weltweit dritte Patientin, bei der das Verfahren angewendet wurde, die Operation erfolgte am 30. September vergangenen Jahres.
Bei Arthrose im Sprunggelenk gibt es verschiedene Behandlungsmethoden. Bei jüngeren Patienten biete sich die biologische Knorpelrekonstruktion an, möglich seien auch die Versteifung oder der komplette Ersatz des Gelenks, sagt Dr. Peters. Ulrike Bartels-Kinne, die bis zu ihrem Unfall im Berufsund Privatleben sehr aktiv war, sah in der von dem Sulinger Chirurgen vorgeschlagenen Methode eine Perspektive: „Sie hat mich sofort überzeugt. Und ich hatte volles Vertrauen.“
Eine MRT-Untersuchung war die Grundlage für die weitere Behandlung. Ausgewertet wurden die Daten von Dr. Peters und von Experten in Schweden, nach Rücksprache mit dem Chirurgen stellte die Firma ein Implantat aus einer Kobalt-Chrom-Legierung mit Titan- und Hydroxylapatit-Beschichtung her, das ebenso auf die individuelle Geometrie der Patientin zugeschnitten war wie die maßgefertigten medizinischen Geräte.
Das Verfahren ist vergleichsweise teuer, die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Von der Sache her ähnele die Operation dem Einsatz von Implantaten im Knie.
Das Problem bei dem Eingriff am Sprunggelenk sei die Tatsache, dass das Gelenk nicht frei liegt, sondern ein Sägeschnitt erforderlich ist. „Diese Art der Behandlung ist nicht für jeden Patienten geeignet, ein wichtiges Kriterium ist die Ausprägung der Schädigung“, betont der Mediziner. Er könne auch nicht ausschließen, dass eine Restproblematik bleibe. „Ich bin im Grunde wie ein Kfz-Mechaniker, der einen Gebrauchtwagen repariert – ich baue keine neuen Autos“, scherzt Peters. Bei Ulrike Bartels-Kinne, die „optimistisch und motiviert“ an die Sache herangegangen sei, habe alles gepasst.
Die pensionierte Lehrerin nahm in Kauf, dass für das neue Verfahren naturgemäß keine Langzeitstudien vorlagen. „Angst hatte ich nicht; ich hatte aber auch nichts zu verlieren.“ Nach – planmäßig – längerer Rekonvaleszenz genießt sie ihre wiedergewonnene Lebensqualität: „Das ist ein richtiges Geschenk!“ Auch längere Spaziergänge sind wieder drin. Für den Herbst plant sie eine neun Kilometer lange Wanderung am Kaiserstuhl. Ulrike Bartels-Kinne lacht: „Wenn ich das schaffe, bekommt Herr Peters eine Postkarte!“

Artikel erschienen in der Kreiszeitung am Montag, 28. Juni 2021, von Martina Kurt-Schumacher