Krankenhausflur mit Pflegern die sich austauschen und einem Pfleger der ein leeres Bett schiebt.

Philippi: „Wir wollen Qualität“

Die Krankenhauslandschaft in Niedersachsen wird sich verändern –Durch die tiefgreifende Krankenhausreform, aber auch durch den Neubau der Zentralklinik in Borwede. In einem Interview am Rande der Tagung im Syker Theater beleuchtete Gesundheitsminister Andreas Philippi die Versorgung in der Region. Die Fragen stellte Anke Seidel.

Herr Philippi, für die Zentralklinik in Borwede haben Sie selbst den ersten Spatenstich gesetzt. Kommen Sie 2028 auch zur Eröffnung?
Wenn ich eingeladen werde, komme ich natürlich. Ich gedenke, noch länger im Amt zu bleiben (lacht).
Die Menschen im Landkreis Diepholz freuen sich, dass es in diesem Lebensraum bald wieder eine Geburtshilfliche Abteilung mit Frauenheilkunde geben wird. Angesichts der Tatsache, dass dass die Klinik LdW in Bremen – sozusagen Mitversorger des Nordkreises Diepholz – Anfang 2028 schließt: Könnte es noch weitere neue Abteilungen in Borwede geben?
Die Menschen nehmen wahr, dass etwas Neues in Borwede entsteht, etwas Stabiles. Die Erreichbarkeit ist extrem gut. Wie immer in solchen Fällen muss die Geburtshilfliche Abteilung mit Frauenheilkunde durch den Krankenhaus-planungsausschuss genehmigt werden. Grundsätzlich halte ich weitere neue Abteilungen im Zentralkrankenhaus für möglich. Aber dafür braucht man zuerst eine vernünftige Bedarfsanalyse, denn wir wollen Qualität. Für eine neue Abteilung müssten ganz bestimmte Mindestanforderungen erfüllt sein, eben weil es um Qualität geht.
Gibt es einen Krankenhaus-Dialog mit Bremen?
Grundsätzlich gibt es einen engen Austausch über Landes- und Stadtgrenzen hinweg, weil sich Versorgungsstrukturen ja überschneiden und ergänzen.Heute die Folgen der Schließung des LdW zu bewerten, ist ein bisschen Kaffeesatz-Leserei. Denn die Bremer müssen sich Gedanken machen, wie sie ihre Kapazitäten verteilen. Wenn wir helfen können, machen wir das sehr gerne.
Können Sie sich vorstellen, im Flächenlandkreis Diepholz den Einsatz von Telemedizin in Kombination mit mobiler MTA-Versorgung quasi als Pilotprojekt zu testen?
Es gibt bereits Modelle in Niedersachsen: die Gemeindenotfallsanitäter (Anm. d. Red: in der Stadt Oldenburg sowie in den Landkreisen Ammerland, Cloppenburg und Vechta). Über die Leitstelle kann dabei ein Arzt per Telemedizin zugeschaltet werden.
Außerdem haben wir gemeinsam mit dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit der Landarztquote ein Projekt auf den Weg gebracht, um Medizin-Studierende für die Tätigkeit des Allgemeinmediziners zu begeistern.
Und welche Möglichkeiten gibt es für die Telemedizin bereits heute für Allgemeinmediziner?
Dieses Thema habe ich bereits vor zwei Jahren angesprochen. Wir wartenauf den Bundesgesetzgeber in Berlin. Und wir brauchen ein Finanzierungsmodell. Dabei geht es vor allem um die Refinanzierung. Aber grundsätzlich ist das möglich.
Wir wollen außerdem in den Leitstellen den Notruf 112 und die 116 117 für den ärztlichen Bereitschaftsdienst zusammenlegen, um dort die Frage zu klären: Ist es ein Notfall? Oder reicht der ärztliche Bereitschaftsdienst? Da sind wir gemeinsam mit dem Innenministerium dran. Wir stehen kurz vor der Umsetzung.
In den nächsten zwei Jahren werden wir das in zwei großen Leitstellen in Niedersachsen testen. Das Ziel sind große Leitstellen, die jeweils zwischen 500 000 und 600 000 Menschen versorgen. Auch für die Kassenärztliche Vereinigung und den Rettungsdienst ist es eine spanende Frage, wie das Projektläuft.
 

Artikel erscheinen in der Kreiszeitung am Samstag, den 14. September 2024, von Anke Seidel