Krankenhausflur mit Pflegern die sich austauschen und einem Pfleger der ein leeres Bett schiebt.

Patienten sollen sich sicher fühlen - Sven Gliessmann ist neuer Klinikmanager in Bassum

Bassum

Bassum – Auf den ersten Blick würde man denken: Sven Gliessmann hat kein gutes Timing. Zumindest scheint es bessere Zeitpunkte zu geben, als mitten in der Corona-Krise eine Stelle als Klinikmanager anzutreten. Doch wenn der 50-Jährige mit einem strahlenden Lächeln erklärt, er habe mit dieser Stelle einen für sich richtigen Schritt getan und freue sich auf seine Aufgaben – dann glaubt man ihm.

Seit dem 1. Juli ist es seine Aufgabe, die Einrichtung in Bassum „auf einem guten Weg zu halten und die Abläufe in der Klinik zu steuern.“ Dass er heute auf diesem Stuhl sitzt, verdankt er – überspitzt gesagt – einem Unglück in der Jugend. Da zog er sich der gebürtige Hannoveraner nämlich einen Meniskusriss zu und kam ins Krankenhaus. Dort wurde er so toll betreut, dass er wenig später seinen Zivildienst im stationären Dienst im Krankenhaus machte, wo er dann endgültig für den Pflegeberuf Feuer fing.
Er machte eine Ausbildung zum Krankenpfleger an der Universität in Kiel. „Dort merkte ich, dass es in der Organisation einiges zu verbessern gibt und dass der Krankenpflegeberuf für mich noch nicht der Abschluss sein wird.“ Also studierte er noch Betriebswirtschaftslehre und ging im Anschluss mit den Ärzten ohne Grenzen für eine Zeit nach Darfur im Sudan.
Später war er unter anderem in einer Firma für Krankenhauslogistik und in einer Reha-Klinik beschäftigt, wo er viel Kontakt mit den verschiedensten Berufsgruppen und Abteilungen hatte. Mit dem Job als  Klinikmanager in Bassum betritt er für sich nun ein neues Feld.


Doch wie genau muss man sich seinen Arbeitsalltag vorstellen? „Ich muss beispielsweise unsere Kapazitäten im Blick haben, was Personal oder Betten betrifft. Dann stimme ich mich mit anderen Einrichtungen ab, wie zum Beispiel dem Rettungsdienst. Ich achte darauf, wie die Klinik nach außen hin wahrgenommen und dass unser Angebot gut präsentiert wird. Ich gehe auch Patientenbeschwerden nach“, zählt Gliessmann
nur ein paar Beispiele auf.
Corona fordere ihn in vielen Bereichen nun besonders heraus. „Die Patienten sind skeptisch und verunsichert, weil sie fürchten, sich im Krankenhaus zu infizieren. Es ist nun meine Aufgabe, ihr Vertrauen zu gewinnen, ihnen zu zeigen, dass das Risiko bei uns viel geringer ist, als wenn sie sich im öffentlichen Leben bewegen, dass sie sich bei uns wohl und gut aufgehoben fühlen.“

Aber auch für die Sorgen des Personals hat Gliessmann ein offenes Ohr. „Denn auch die haben Ängste, was Corona angeht. Darum erstellen wir Hygienekonzepte, um das Risiko gering zu halten. Es ist ein allseits präsentes Thema, und die Lage verändert sich permanent.“ Im Gegensatz zur ersten Welle im Frühjahr stehen dem Krankenhaus nun jedoch größere Bestände, beispielsweise an Masken und Desinfektionsmitteln, zur Verfügung. „Da gibt es keine Nachschubprobleme.“ Während in den Nachbarregionen schon wieder Besucherverbote auf der Agenda stehen, seien diese in Bassum noch kein Thema. „Wir wollen die Klinik so lange wie möglich offen halten“, erklärt Gliessmann.

Doch eine seiner Hauptaufgaben ist es, die finanzielle Situation des Krankenhauses im Griff zu haben. Und da sieht es gerade nicht sehr rosig aus – doch das ist nicht die Schuld der Klinik. „Von der Politik war ein Rettungsschirm verabschiedet worden, der den Krankenhäusern für jedes freie Bett eine Grundvergütung zukommen ließ. So entstand ihnen vor allem in der Corona-Krise – wo ja keine 100 prozentige Bettenbelegung möglich ist – kein Nachteil“, erläutert Gliessmann. „Dieser Rettungsschirm endete am 30. September. Jetzt wird ein neuer verhandelt. Doch wir rechnen erst im Frühjahr mit einem Ergebnis. Bis dahin müssen alle Krankenhäuser mit Defiziten kämpfen. Das wird schwierig, schließlich wollen wir unsere Angebote weiter aufrechterhalten.“ Diese Zeit so „milde wie möglich“ zu gestalten – auch das ist nun Gliessmanns Job. Aber er sagt auch deutlich: „Wir erreichen jetzt Grenzen und hoffen daher umso mehr auf das Vertrauen der Bevölkerung.“ Zudem arbeitet er mit seinen Kollegen in Sulingen und Diepholz an einheitlichen Abläufen für alle drei Häuser.

„Auch im Hinblick auf die Zentralklinik“, sagt Gliessmann, der zwar die Verlustängste vieler Menschen nachvollziehen kann, aber auch viele positive Aspekte in dem Neubau sieht.
„Beispielsweise suchen wir in Bassum und Sulingen Röntgenpersonal. Beide Abteilungen werden wir nicht optimal besetzen können. Wenn man eine gemeinschaftliche Röntgenabteilung hat, wäre das leichter.“
Ein weiterer Vorteil ergebe sich auch aus der direkten Nachbarschaft verschiedener Bereiche, wie die Unfallchirurgie und die plastische Chirurgie. „So hat man alle Spezialisten an einem Ort und kann damit sein Angebot verbessern. Zudem wollen wir es auch erweitern, zum Beispiel um eine Neurologie oder eine Gynäkologie mit Geburtshilfe.“
Außerdem habe man mehr Kapazitäten, um Patienten aufzunehmen und müsse sie nicht mehr zu einem anderen Standort transportieren, was gerade bei Intensivpatienten schwierig sei.

 

Artikel erscheinen in der Kreiszeitung am Donnerstag, den 29. Oktober 2020, von Julia Kreykenbohm

Trotz Corona-Krise: Sven Gliessmann freut sich auf seine neuen Aufgaben als Klinikmanager. Foto: Kreykenbohm