Die Kliniken im Landkreis Diepholz haben in der Diepholzer Urologie ein verbessertes Verfahren zur Erkennung des Harnblasenkarzinoms eingeführt: die Fluoreszenzdiagnostik. Davon verspricht sich das Team der Urologie um die drei Chefärzte Dr. Andreas Bannowsky, Dr. Bernd Rasper und Dr. Jörg Busche vor allem, besonders kleine, oberflächlicheTumore schneller zu erkennen und so die Prognose ihrer Patienten zu verbessern.
„Das Verfahren gibt es schon eine längere Zeit“, sagt Dr. Andreas Bannowsky über die Fluoreszenzdiagnostik. Aufbauend auf vielversprechenden Studien führten die Kliniken diese neue Methode zur Blasenkrebs-Erkennung Diagnostik im Frühjahr 2025 in Diepholz ein. Dafür sei entsprechendes Equipment angeschafft worden, um die Krebszellen sichtbarer zu machen. Bannowsky erklärt: „Spezifische Optiken und Bildquellen erzeugen das Blaulicht.“ DerKostenpunkt für die komplette Ausstattung liegt laut Krankenhausdirektorin Anna Lisa Siebeking bei rund 180000Euro.
Diese Ausgaben für die Urologie sind aus Sicht der Chefärzte allemal gerechtfertigt. Denn die anerkannten Studienzeigten deutlich, dass eine um bis zu 67 Prozent höhere Erkennungsrate von oberflächlichen Krebszellen in der Blase zu einer besseren Therapie führe. Bannowsky verdeutlicht: „Bei den Studien ist herausgekommen, dass gerade ganz kleine Tumore unter Umständen übersehen werden. Das passiert bei der Fluoreszenzdiagnostik nicht. “Die Diepholzer Urologie führt derzeit eine kleine, interne Studie dazu durch. Die ersten Zwischenergebnisse seien schon jetzt sehr positiv.
Oberflächliche Blasentumore haben nicht nur „eine sehr hohe Wiederkehrrate“, wie Bannowsky erläutert: „Sie können für den Patienten auch gefährlich werden, indem sie größer werden, wenn man sie nicht sofort entdeckt.“ Die jetzt in Diepholz eingeführte Methode bringe daher gleich zwei Vorteile mit sich, erklärt Dr. Bernd Rasper. Erstens:Intervalle von Operationen, um Tumore aus der Blase zu entfernen, „werden deutlich gestreckt, weil man wenigerübersieht“. Zweitens: Das Risiko, die Blase im Zweifel komplett entfernen zu müssen, sinkt.
Doch warum leuchtet der Krebs bei der Fluoreszenzdiagnose überhaupt? Dr. Andreas Bannowsky liefert die Antwort: „Man gibt das Mittel Hexaminolävulinsäure in die Blase. Dort wird es umgewandelt und reichert sich in besonders aktiven Zellen an. Und Krebszellen sind sehr aktiv.“ Der Nachteil dabei: Auch entzündete Zellen sind sehr aktiv und leuchten auch bei diesem Verfahren. Rasper sagt dazu: „Wenn Sie eine akute Blasenentzündung haben, dannleuchtet alles.“ Um also Falschbefunde zu vermeiden, gilt es parallel, Urinproben zu untersuchen.
Ein weiterer Nachteil zur bisherigen Weißlicht-Diagnostik sei bei der Fluoreszenzdiagnostik der höhere logistische Aufwand. Bannowsky erklärt: „Man braucht mehr Personal, und es dauert insgesamt länger.“ Denn: „Damit das Mittel Zeit hat, seine Wirkung zu entfalten, muss der Patient mindestens eine Stunde vor der eigentlichen Untersuchung da sein.“ Erst dann habe sich ausreichend Hexaminolävulinsäure in den aktiven Krebszellen angereichert, um sie sichtbar zu machen.
Allerdings überwiegen die Vorteile die Nachteile um ein Vielfaches, sind sowohl Dr. Bernd Rasper als auch sein Chefarztkollege Dr. Andreas Bannowsky überzeugt. „Das lohnt sich für den Patienten allemal.“ Der Grund: Je länger dieeinzelnen OP-Intervalle auseinanderliegen, desto höher falle die allgemeine Lebensqualität aus. Bannowsky: „Jede Narkose, die man vermeiden kann, ist ein Riesenvorteil.“ Denn allein sie berge vor allem in gehobenem Alter auchgewisse Risiken. Außerdem stehe die Chance gut, die Behandlungskosten für Blasenkrebs durch die Fluoreszenzdiagnostik insgesamt zu senken.
Harnblasenkarzinom
Der Harnblasenkrebs – auch Harnblasenkarzinom – gehört zu den zehn häufigsten Krebsarten. Außerdem gilt das Blasenkarzinom als eine der teuersten Krebsarten in Deutschland. Das liegt vor allem am langen Überleben der Patienten und an der hohen Rückkehrrate – insbesondere der kleinen oberflächlichen Blasentumore, erklären Dr.Bernd Rasper und Dr. Andreas Bannowsky, Chefärzte der Urologie in Diepholz.
In Deutschland gibt es rund 23000 Blasenkrebs-Neuerkrankungen pro Jahr. Allerdings führen Ärzte in diesem Zeitraum etwa 100000 Tumorentfernungen in der Blase durch. „Das zeigt, wie häufig die Tumore wiederkehren“, erklärt Bannowsky. Daher müssen Patienten regelmäßig – in der Regel alle drei Monate – zur Kontrolle in der Urologie vorstellig werden. Neue Tumore, die entfernt werden müssen, und die dazugehörige Nachsorge seien Kostentreiber.
„Das Blasenkarzinom ist der zweithäufigste Tumor in der Urologie nach dem Prostatakrebs“, erklärt Dr. Bernd Rasper. „Es ist also ein extrem häufiger Tumor“, dessen Risiko sich durch den Verzicht auf Tabakkonsum verringere. „Rauchen ist der Hauptrisikofaktor vom Blasenkrebs“, betont Rasper und verdeutlicht: „Von 100 Tumorpatienten sind 99 Raucher.“ Bei Langzeitrauchern sei das Risiko für Tumore in der Blase besonders hoch. Das häufigste Erstsymptom sei die schmerzfreie Makrohämaturie. Rasper erklärt: „Das ist sichtbares Blut im Urin, aber es tut dem Patienten nicht weh.“
Artikel erschenen in der Kreiszeitung, Montag, 07.07.2025, von Jannik Ripking