Bassum – Der Landkreis Diepholz plant mit Hochdruck die neue Zentralklinik in Borwede. Und doch sind im Krankenhaus Bassum zwei neue Operationssäle mit den dazu gehörigen Fachbereichen entstanden, die Ende März in Betrieb genommen werden. Was auf den ersten Blick als unsinnig erscheint, erklärt sich auf den zweiten: Zurzeit vollendet der Klinikverbund in Bassum die Modernisierung und Erweiterung des Krankenhauses, die 2007 auf den Weg gebracht worden war – noch von Landrat Gerd Stötzel und den Alexianern.
Das Land habe einen Förderantrag von 19,5 Millionen Euro bewilligt, so Christian Busch als Technischer Leiter des Klinikverbunds zum Projekt. Und was zahlt der Landkreis, respektive der Klinikverbund, dazu? „Heute kann ich noch nicht sagen, wie hoch der Eigenanteil ist. Es liegen noch nicht alle Abrechnungen vor“, antwortet Busch. Gemeinsam mit Klinikmanager Sven Gliessmann und Pressesprecherin Jana
Buning stellte er am Freitag den neuen OP-Bereich vor, zu dem es nur eine teure Alternative gab: Firmen hätten hohe Auftragsverluste geltend machen können.
Die beiden neuen Operationssäle bedeuten für die Klinik Bassum eine erhebliche Erweiterung der Kapazitäten: Bisher sind drei in Betrieb, die erst vor eineinhalb Jahren eingeweiht
worden waren.
Noch ist der Neubau mit staubdichten Bauschutzwänden abgetrennt, noch sind die neuen OP-Räume für die Presse begehbar. Mit modernster Medizintechnik sind die jeweils 42
Quadratmeter großen Operationssäle ausgestattet. Sechs Monitore – zwei davon über dem OP-Tisch – bieten den Ärzten die Möglichkeit, Aufnahmen des Patienten aus Röntgen oder
Ultraschall zuzuschalten sowie die Vitalfunktionen zu überwachen und zu dokumentieren.
Der Technische Leiter stellt klar: Alle fünf OP-Säle sind identisch ausgestattet – einer verfügt jedoch über eine Speziallampe extra. Dort können Patienten operiert werden,
die mehrfach versorgt werden müssen – Opfer von Verkehrsunfällen zum Beispiel.
Weil im OP-Bereich mit Röntgen und Laser gearbeitet wird, ist das Umfeld streng gegen Strahlen abgeschirmt. „Das ist schon Abspielgeschwindigkeit abgenommen“, verweist Christian Busch auf die erfolgreiche
technische Prüfung.
Genau die gibt es auch für die Lüftung: „17 Mal in einer Stunde wird die Luft im OP komplett ausgetauscht“, erklärt der Technische Leiter.
Eine grundlegende hygienische Reinigung gehört genauso dazu: Ein Fachinstitut prüft die 100-prozentige Reinigung vor Inbetriebnahme.
Höchste Hygieneanforderungen gelten genauso im Sterilisationslager. Dort wird das OP-Besteck aufbewahrt – nach unterschiedlichen Anforderungen auf sogenannten Sieben, die wiederum in kleinen Containern lagern: absolut keimfrei.
Für die Mitarbeiter in der Klinik Bassum ist es eine große Erleichterung, in Kürze über einen speziellen Sterilisator sowie drei vorgeschaltete Reinigungsmaschinen für die Siebe zu verfügen. So kann die Klinik den Kreislauf vom benutzten OP-Besteck wieder zurück zum absolut keimfreien selbst sicherstellen.
Bisher sind Reinigung und Sterilisation in der Klinik Sulingen angesiedelt. Das ist enorm aufwendig: „Wir fahren am Tag bis zu vier Mal hin und her, schon seit drei Jahren“, so Busch.
Selbstverständlich sind die Lagerräume in Bassum so gut gefüllt und vorbereitet, dass jederzeit Operationen möglich sind. Wie viele werden es künftig sein? Das kann Klinikmanager Sven Gliessmann nicht genau sagen: „Das ist unterschiedlich.“ Eine OP könne durchaus bis zu acht Stunden dauern. Die Klinik Bassum bietet Viszeralchirurgie (Bauchchirurgie) sowie plastische Chirurgie und auch die Gefäß-Chirurgie.
Voraussichtlich sieben Jahre – bis zum Start der neuen Zentralklinik – können die fünf OP-Säle im Betrieb bleiben.
Unklar ist, was danach geschieht. Sollte die Bassumer Klinik in ein Gesundheitszentrum umgewandelt werden, wären sie ideal für Ärzte, die ambulante Operationen durchführen.
Artikel erschienen in der Kreiszeitung am Samstag, den 06. März 2021, von Anke Seidel