Sie geben Kindern eine Perspektive - Seit 18 Jahren behandelt die Klinik Bassum Jungen und Mädchen mit Brandverletzungen aus Krisengebieten

Bassum

Bassum – Dr. Norbert Grieb hat den Anfang gemacht: Seit 2002 operieren die Ärzte des Klinikums Bassum Kinder mit Brandverletzungen, die aus Kriegs- und Krisengebieten kommen. Vergangene Woche haben sie ein Mädchen aus Afghanistan behandelt – und ihm damit ein besseres Leben ermöglicht.

Vor sieben Jahren hat Dr. Massud Mamarvar die Nachfolge von Grieb angetreten. „Nachdem ich hier angefangen habe, habe ich es weitergeführt“, erzählt der Chefarzt. Bis zu vier Mädchen und Jungen werden dort im Jahr behandelt. Wie viele es genau sind, könne er nicht sagen. Das hänge davon ab, wie hoch die Anfragen und das Spendenkonto sind, sagt Mamarvar. „Wir arbeiten mit verschiedenen Vereinen zusammen. Unter anderem mit Friedensdorf international.“

Die meisten Kinder kämen aus Usbekistan, Afghanistan und Angola. Die Angehörigen oder Familienmitglieder gehen mit den betroffenen Kindern zu den Zentren der Friedensdörfer in ihren Ländern. „Dort wird dann entschieden, ob das Kind in dem Land oder in Deutschland behandelt wird“, so der Chefarzt. Mit einem Flugzeug kommen die Kinder nach Deutschland – ohne Eltern und ohne Begleitung. Dann werden sie auf die verschiedenen Krankenhäuser verteilt.

Am Montag der vergangenen Woche hat die Bassumer Klinik die sechsjährige Madina aus Afghanistan stationär aufgenommen. Sie hatte an beiden Füßen Verbrennungen, die vermutlich durch heißes Wasser entstanden waren.

„Weil sie dort nicht behandelt wurde, kam es zu Vernarbungen“, erklärt Mamarvar. Diese führten dazu, dass die Füße und Zehen in eine unnatürliche Position wuchsen, sodass sie nur noch auf den Fersen laufen konnte. Einen Tag, nachdem Madina im Krankenhaus ankam, folgte auch schon die OP. „Das dauert dann natürlich etwas, bis man miteinander redet und sie Vertrauen zu uns gewonnen hat“, so der Chefarzt.

Die Ärzte haben dem Kind die Narben gelöst und entfernt. Die Wunden wurden durch Hauttransplantationen bedeckt. Die Füße brachten sie wieder in die richtige Position und stabilisierten sie vorübergehend mit Drähten. „Die Operation hat etwa fünf Stunden gedauert“, so Mamarvar. Während der zweiten OP haben die Ärzte die Verbände entfernt. In der kommenden Woche sollen dann die Drähte entfernt werden. Danach könne Madina mit einem Lauftraining beginnen, sagt Mamarvar.

Ist es nicht ein Schock, die Kinder mit solchen Verbrennungen zu sehen? „Es ist unser Beruf. Wir machen das jeden Tag. Aber wir sehen Verletzungen, die wir vorher so noch nicht gesehen haben. In vielen Ländern werden solche Verletzungen nicht behandelt. In diesem Maße gibt es das in Deutschland nicht, weil es hier direkt behandelt wird“, berichtet der Chefarzt.

Nach den Operationen kommen die Kinder ins Friedensdorf nach Oberhausen. „Das kann man sich wie ein großes Kinderheim vorstellen.“ Von da aus fliegen sie dann zurück in ihre Heimatländer.  

 

Artikel erschienen in der Kreiszeitung, am Donnerstag, 19.März 2020, von:lat

Die sechs jahre Alte madina zusammen mit Chefarzt Dr. Massud Mamarvar Foto: Mamarvar