Ein "Ja" und ein paar "Aber"

Bassum

Bassumer Rat bewirbt sich beim Landkreis mit zwei Standorten um Zentralklinik

Bassum - Bassum sagt Ja. Oie Stadt nimmt nun auch mit dem Segen des Rates am Rennen um den Standort der künftigen Zentralklinik im Landkreis Diepholz teil. Zwei Flächen bietet sie an: eine westlich der Sulinger Landstraße und eine direkt an der Osterbinder Straße (wir berichteten). Es gab nur eine Gegenstimme. Aber auch andere Ratsmitglieder, die ihre Zustimmung gaben, taten das nicht voller Enthusiasmus. Die Gründe: Das Vorgehen des Landkreises und das Klima.
Zahlreiche Zuhörer waren in das Gasthaus Zur Post gekommen, um die Debatte zu verfolgen. Bevor die Fraktionen ihre Meinung äußern konnten, rührte Bürgermeister Christian Porsch noch einmal kräftig die Werbetrommel für die Teilnahme .Bassum ist der beste Standort, allein schon durch seine Lage. Beide Grundstücke
haben eine gute Verkehrsanbindung und die Nähe zur Dialyse und Psychiatrie."

Doch auch die Bassumer gewinnen viele Vorteile durch eine Zentralklinik vor Ort, findet Porsch. "Wir können unsere Einwohnerzahl halten und sogar steigern. Mitarbeiter der Klinik könnten sichhier ansiedeln, neue Unternehmen kommen und ansässige Unternehmen erhalten womöglich Aufträge. Wir bewirken etwas Positives für Bassum und alle anderen Einwohner des Landkreises."

Sowohl Hans-Hagen Böhringer ((DU) als auch Hermuth Straßburg (Bürger-Block) stellten sich absolut hinter Porsch. "Wir wollen das Klinikum", betonte Straßburg nachdrücklich. "Beide Standorte sind hervorragend, und durch den Bau einer Zentral klinik wäre auch eine Geburtsstation im Landkreis wieder möglich." Böhringer erklärte, dass es natürlich keine leichte Entscheidung sei und niemand in die Zukunft sehen könne. Aber: "Wir sollten uns fragen, was passiert, wenn wir es nicht tun." Allein die Vorstellung, was Bassum alles verloren ginge, wenn die Klinik wo anders gebaut werde, lasse seine Fraktion ganz klar dafür stimmen. Eike Sellmer (Bündnis 901 Die Grünen) und Maria Babic (Die Linke) konnten diese vollkommene Überzeugung nicht teilen. "Gegen die ganzen positiven Auswirkungen ist nichts zu sagen. Aber wir können das trotzdem nicht einfach durchwinken", so Sellmer. Denn die Kriterien, die der Landkreis anlege, seien in ihren Augen fragwürdig
und stünden im Widerspruch zum Klima-Grundsatz. Beide Flächen bedeuten einen Eingriff in die Natur. "Es gab keinen Gedanken daran, dass man ja auch einen Anbau an dem alten Krankenhaus errichten könnte, um weniger Flächen zu verbrauchen.
Neuer, größer, schöner kann nicht unser Maßstab sein", schloss Sellmer. Trotzdem stimmten sie und die Grünen für die Bewerbung. Auch Babic kritisierte, dass die Umweltgründe außer Acht gelassen würden. "Es wird viel Boden versiegelt, auch durch Straßen", gab sie zu Bedenken. Auch sie hätte es lieber gesehen, Bauten auf der Fläche des bestehenden Klinikums zu errichten. Außerdem sieht sie in dem Zuzug von künftigen Mitarbeitern der Klinik eher ein weiteres Problem auf Bassum zukommen, denn "die brauchen bezahlbaren Wohnraum und der ist jetzt schon knapp. Es kommen ja nicht nur Ärzte, sondern auch Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten." Unter diesen Bedingungen werde sie gegen das Vorhaben stimmen.
Thomas Becker (FDP) sah Babics Ideen als nicht realisierbar an: "Wir können nicht einfach auf die Klinik ein Stockwerk draufbau en. Die Bewerbung abzulehnen wäre in seinen Augen "töricht. Wir müssen da ökologische Opfer bringen." Die SPD-Fraktion stimmte geschlossen für das Verfahren. Doch zuvor übte ihr Vorsitzender Christoph Lanzendörfer starke Kritik am Vorgehen des Landkreises, der die Städte und Gemeinden "in ein Turnier" schicke, anstatt selber einen günstigen Standort zu suchen und dann mit der betreffenden Kommune zu sprechen. Überhaupt sei der Kreis in der Klinikfrage nie konstant gewesen.

Das Argument, der Standort an der Osterbinder Straße sei günstig wegen seiner Nähe zu Bahnhof, ist für Lanzendörfer wenig überzeugend: "Der Bahnhof ist drei Kilometer weit weg!" Auch die Aussage, wo viel operiert werde, werde besser operiert, sei falsch. Wer glaube, nur eine Zentral klinik bringe einen weiter, der glaube
auch, dass die Erde eine Scheibe ist.

In der Einwohnerfragestunde fragte ein Zuhörer, ob die Stadt oder der Landkreis für das Straßennetz verantwortlich sei, das ja ausgebaut werden müsse, wenn die Klinik komme. "Und werden Kosten für Anlieger entstehen?" Bauamtsleiter Martin Kreienhop wollte noch keine endgültige Antwort geben, meinte aber, er gehe davon aus, dass keine Beiträge erhoben würden. "Die Gebiete sind ja auch schon gut erschlossen." Aber der Ball liege wohl bei Bassum. Ein weiterer Zuhörer verstand nicht, warum etwas komplett neu gebaut werde, wenn etwas Gutes doch schon da sei. Immerhin sei das bestehende Krankenhaus jahrelang ausgebaut worden. "Was passiert mit dem alten Gebäude?", wollte er wissen. "Wir werden uns mit dem Landkreis Gedanken über die Nachnutzung machen", versicherte Porsch.

 

Artikel erschienen in der Kreiszeitung am Mittwoch, 04.März 2020, von Julia Kreykenbohm

Erster Vorschlag: Das Gelände an der Sulinger landstraße. Der Blick geht auf den Bahndamm. Dahinter liegt das Krankenhaus. Fotos: Jantje Ehlers